Konzentriert beugen sich die Jungen und Mädchen über die Mikroskope. Unter der Linse bewegen sich nur wenige Millimeter große Tierchen: Die einheimische Schmalbrustameise „Temnothorax nylanderi“. Normalerweise lebt sie in Kolonien in ausgehölten Eicheln oder dünnen Stöckchen. Für die Experimente im Ameisenlabor haben die SchülerInnen die Ameisen in kleine Plastik-Apartments umgesiedelt. A.N.T.S. (Ameisenforschung als neues Thema an Schulen) nennt sich das Projekt. An der Uni Siegen wird es im Rahmen des Seminars „Biologie eusozialer Insekten“ von Prof. Dr. Klaudia Witte und den Lehramtsstudierenden organisiert und durchgeführt. 24 SiebtklässlerInnen der Gemeinschaftsschule Burbach haben jetzt daran teilgenommen.
Nach einer kurzen Einführung zur Lebensweise der Ameisen ging es für die SchülerInnen gleich daran, das „Wer-ist-wer“ innerhalb der Kolonie zu bestimmen. Wie unterscheiden sich die Arbeiterinnen von der Königin, den geflügelten Jungköniginnen und den Männchen? An einer separaten Station konnten die NachwuchswissenschaftlerInnen außerdem beobachten, wie die Ameisen sich gegenseitig beziehungsweise ihre Larven füttern. Dazu war den Ameisen bereits ein Tag zuvor mit blauer Lebensmittelfarbe gefärbtes Wasser zum Trinken angeboten worden. In den hellen Larven und im Hinterleib der Ameisen war die blaue Farbe gut zu erkennen.
Unter Anleitung der Lehramtsstudierenden führten die SchülerInnen auch einfache Experimente mit den Ameisen durch – beispielsweise einen Test zur Nahrungswahl. In einer Wahlarena aus Plastik wurden den Tieren Zucker, Salbeiblätter und Liebstöckel angeboten. Die Jungen und Mädchen konnten beobachten, welche Speisen die Ameisen bevorzugen. Die Beobachtungen wurden abschließend sorgfältig notiert.
Die Idee zu A.N.T.S. stammt ursprünglich von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Biologen haben dort zusammen mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz einen so genannten „Ameisenkoffer“ entwickelt. Darin finden sich alle Utensilien für die Haltung der Ameisen, die Experimente und entsprechendes Begleitmaterial. „Der Experimentier-Koffer ermöglicht Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen Einblicke in die naturwissenschaftliche Forschung“, sagt Prof. Witte, der es auch darum geht, Lehrern das Konzept vorzustellen. „Das vorhandene Grundinteresse an lebenden Tieren wird genutzt, um ein effektives und lebensnahes Lernen zu ermöglichen.“
Jede Ameisenkolonie konnte nach der etwa zweistündigen Veranstaltung in eine Eichel umziehen und wurde unversehrt wieder in die Natur entlassen. Die SchülerInnen absolvierten zum Abschluss noch ein Ameisenquiz – und wurden anschließend mit einer Urkunde als „Ameisenforscher“ ausgezeichnet. Die erfolgreiche Veranstaltung soll an der Uni Siegen auch in Zukunft wiederholt werden.