An einem Ferienmorgen freiwillig früh aufstehen, das würde nicht jeder Jugendliche machen. Doch es gibt sie noch, die engagierten „Teenies“ und es zeigt das besondere Interesse der jungen Leute, die an der Veranstaltungsreihe „Wie werde ich Chef?“ teilgenommen haben. Die Beweggründe waren durchaus unterschiedlich. Die einen interessierte, welche Schulabschlüsse und Ausbildungen für Geschäftsführer interessant sind. Andere waren im letzten Jahr bereits dabei und wollten erneut interessante Unternehmer kennenlernen. Wieder andere wollen selbst Chef werden und sich deshalb bereits frühzeitig informieren.
Bei „Wie werde ich Chef?“ erlebten Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 16 Jahren genau dies alles. Sie erfuhren hautnah, wie erfolgreiche, ehemalige Gründer aus der Region Ihr Unternehmen aufgebaut oder übernommen haben. Sie durften praxisnah kennenlernen, was unternehmerisches Denken heißt und erhielten von den Chefs persönlich Antworten auf ihre Fragen. Dabei gaben die jeweiligen Geschäftsführer bereitwillig Auskunft über ihren persönlichen und den unternehmerischen Werdegang.
Der dritte Tag der Veranstaltungsreihe „Wie werde ich Chef?“ stand im Zeichen zweier langjähriger Erfolgsgeschichten. Zugegeben, die Gründung ist bei beiden schon ein paar Jahre her, trotzdem mussten die Unternehmer auch einmal klein anfangen. Besucht wurden das Traditionsunternehmen Hees Bürowelt, welches in diesem Jahr 125-jähriges Bestehen feiert, sowie der Fahrradspezialist Bike Corner, der von „Kochs Ecke“ nicht mehr wegzudenken ist.
Geführt von der Inhaberfamilie Leipold beschäftigt das Büro- und Systemhaus Hees heute mehr als 200 Mitarbeiter. Seit 1890 steht die Firma Hees für die Verbindung von Tradition und Moderne. Kürzlich hat bereits die dritte Generation der Familie Leipold die Verantwortung für das Unternehmen Hees übernommen. Wie dieser spannende Schritt mit der nötigen Vorbereitung von Statten ging präsentierten Manfred und Florian Leipold den anwesenden Jugendlichen anschaulich. Dass im Bereich Bürobedarf etwa 200 Pakete täglich das Lager verlassen oder zum Ausbildungsstart 2015 insgesamt 40 Auszubildende bei der Hees Bürowelt GmbH beschäftigt sein werden beeindruckte die Jugendlichen besonders. Auf die Frage wie man denn nun Chef wird gibt Manfred Leipold den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg, dass es kein Patentrezept gibt sondern dass das jeder für sich selbst entwickeln und seine Stärken dementsprechend fördern muss. Natürlich muss ein späterer Geschäftsführer auch den nötigen Ehrgeiz und den entsprechenden Grips mitbringen um den Anforderungen eines Chefs gerecht zu werden. Eine frühe Ausrichtung auf das spätere Ziel ist also von Vorteil.
Ein Schwenk von der Bürotechnik zur Freizeit führte die jungen Leute in den Meisterbetrieb Bike Corner, in dem zehn Mitarbeiter, darunter drei Azubis beschäftigt sind. Heiko Oerter präsentierte der interessierten Schülergruppe die Verkaufsräume mit der großen Vielfalt an Mountainbikes, Trekking- und Rennrädern. Besonders spannend dabei war die Besichtigung der Ausstellung für E-Bikes des seit 1994 bestehenden Geschäftes. Herr Oerter: „Ich habe gerne mitgemacht und fand es sehr gut, dass sich die Schüler in den Ferien die Zeit nehmen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“. Die Gründungsgeschichte des waschechten Siegerländers Oerter sorgte für Kurzweil bei den Schülerinnen und Schülern, deren Fazit erneut unterschiedlich aber durchweg positiv ausfiel: „Vorher hätte ich es mir nicht zugetraut ein Unternehmen zu führen aber heute habe ich gesehen, dass man es mit dem nötigen Fleiß schaffen kann“, „am Chef sein würde mir besonders gefallen, dass keiner über dir steht und dir sagt was du machen sollst. Du bist selbst für das verantwortlich was du machst“. „Ich fand es richtig interessant zu sehen, wie man sein eigenes Unternehmen Stückchen für Stückchen aufbaut. Das finde ich am Chef sein am interessantesten, sich immer weiter zu entwickeln“, fassten die Teilnehmer die Eindrücke des Tages anschließend zusammen.
Die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler zeigen einmal mehr, dass über die eigene berufliche Zukunft nachdenken auch Spaß machen kann. Und die Unternehmen werden sich über die ein oder andere Praktika-Anfrage freuen dürfen.
Mit dem Angebot „Wie werde ich Chef?“ möchte die KM:SI GmbH, die Wirtschaftsförderung der Kompetenzregion Mittelstand Siegen-Wittgenstein, im Rahmen von Startpunkt57 schon jungen Menschen Mut zur späteren Selbstständigkeit machen. Hier erfahren sie, dass jeder Chef sich sein Know-how erst im Laufe der Zeit mit seinen gewonnenen Erfahrungen und Weiterbildungen aufbauen konnte. Außerdem sollen die Schüler als Berufsorientierung Einblicke in verschiedene Branchen bekommen und sehen, welche erfolgreichen Unternehmen es in der Region gibt. Die Unternehmen wiederum erhalten so den Kontakt zu potenziellen Praktikanten und Auszubildenden, also den Fachkräften von morgen. Ein Gewinn für beide Seiten.