Keine Ahnung von Steuern und Versicherungen, aber Expertin für Gedichtanalyse: Die Kritik einer Kölner Schülerin am lebensfernen Unterricht verbreitete sich Anfang 2015 auf Twitter wie ein Lauffeuer. Seitdem ist die Debatte, ob Wirtschaft Pflichtfach werden soll, auf einem neuen Höhepunkt. Baden-Württemberg geht diesen Weg schon und führt 2016 an allen allgemeinbildenden Schulen das Pflichtfach „Wirtschaft und Beruf“ ein. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel forderte jüngst, ökonomische Bildung fest in den Lehrplänen zu verankern.
Eine vom Sparkassen-SchulService beauftragte Lernstudie zeigt jetzt, dass gezielter Wirtschaftsunterricht bereits in kurzer Zeit ökonomische Kompetenzen und Fachwissen der Schülerinnen und Schüler verbessern kann: Innerhalb von vier Unterrichtsstunden erzielten die teilnehmenden Jugendlichen einen Lernzuwachs von bis zu 43 Prozent im Bereich ökonomische Grundlagen, womit beispielsweise das Problem der Knappheit, das Prinzip von Angebot und Nachfrage sowie Bedarf und Notwendigkeit des Wirtschaftens gemeint sind. Zusätzlich konnten die Studienteilnehmer ihr Wissen in der finanziellen Bildung um durchschnittlich 31 Prozent steigern. Hier ging es vor allem um praktisches Wissen zu Überweisungen, Daueraufträgen und Lastschriftverfahren. 78,3 Prozent der Jungen und Mädchen gaben an, mit den Materialien des Sparkassen-SchulService viel gelernt zu haben.
„Wirtschafts- und Finanzthemen sind für Jugendliche dann spannend, wenn sie lebensnah unterrichtet werden. Unsere Studie hat gezeigt, dass es nur wenig andere Einflussgrößen mit solch einem hohen Lerneffekt im Unterricht gibt“, so der Studienleiter Dr. Michael Schuhen, Geschäftsführer vom Zentrum für ökonomische Bildung (ZöBiS) der Universität Siegen. Er präsentierte die Studie im Rahmen des „7. Forum Privater Haushalt“ in Berlin, das in diesem Jahr unter dem Motto „Lernen fürs Leben – Finanzielle Bildung zeigt Wirkung“ stand. Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, hob in seiner Rede die Relevanz von ökonomischer Bildung hervor: „Mit mehr Geld in der Tasche wachsen auch die Konsumwünsche der Jugendlichen. Da ist es wichtig, dass sie ihr wirtschaftliches Handeln auch verstehen und differenzierte Entscheidungen treffen können.“ Diese Einschätzung teilen die Schüler laut Studie: 84,9 Prozent empfinden wirtschaftliche Bildung als wichtig.