„Eine für alle – alle für eine.“ Das ist das Motto im kleinen Königreich der einheimischen Schmalbrustameise Temnothorax nylanderi. Eine Kolonie dieser kleinen Ameisenart besteht aus einer Königin, bis zu 100 Arbeiterinnen sowie den Eiern, Larven und Puppen. Ab Juni/Juli entwickeln sich daraus neue Jungköniginnen und Männchen, die als geflügelte Ameisen ausschwärmen, um neue „Kleinstaaten“ zu gründen – so klein, dass sie in eine hohle Eichel passen. Wie sehen die einzelnen Kasten und Entwicklungsstadien in so einer Ameisenkolonie aus? Wie zieht die Kolonie um, was fressen die Ameisen und wie füttern sie ihre Larven? All diese Fragen stellten sich 20 Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Wenden beim Besuch des Ameisenlabors am Institut für Biologie der Universität Siegen. Unter Anleitung von Lehramtsstudierenden führten sie verschiedene Experimente mit den Ameisen durch.
Nach einer kurzen Einführung zur Biologie und besonderen Lebensweise der Ameisen konnten die Schülerinnen und Schüler die Tiere eigenständig beobachten und durch Experimente mehr über ihre Lebensweise erfahren. Dazu waren die Ameisen-Kolonien zuvor in kleine „Plastikapartments“ umgesiedelt worden. Unter dem Binokular konnten die Schülerinnen und Schüler so Eier, Larven, Puppen, die Arbeiterinnen und die Königin identifizieren. Nachdem sie sich mit den unterschiedlichen Mitgliedern der Kolonie und ihren Entwicklungsstadien vertraut gemacht hatten, führten sie beispielsweise einen „Umzug“ der Kolonie und einen Test zur Nahrungswahl durch: dazu wurden einzelne Ameisen in eine Plastikwahlarena gesetzt, wo ihnen Honig, Salz und Thunfisch als Nahrungsmittel zur Verfügung standen. Nun galt es, zu beobachten, welche Speisen die Ameisen bevorzugen. Die Ergebnisse wurden anschließend an der Tafel gesammelt und diskutiert.
An einer separaten Station konnten die SchülerInnen unter dem Binokular beobachten, wie sich die Ameisen gegenseitig füttern und ihre Larven versorgen. Hierzu war den Ameisen bereits am Vortag mit blauer Lebensmittelfarbe gefärbter Honig angeboten worden. Anhand der blauen Farbe in den hellen Larven und im Hinterleib der Ameisen konnten die NachwuchsforscherInnen erkennen, welche Ameisen von dem eingefärbten Honig gefressen hatten. Im Anschluss an die Experimente wurde das erworbene Wissen mit einem kleinen Ameisenquiz getestet. Die Veranstaltung wurde am Institut für Biologie im Rahmen des Seminars „Biologie eusozialer Insekten“ von Dr. Ilka Maria Kureck zusammen mit Lehramtsstudierenden vorbereitet und umgesetzt.
Die Idee zu A.N.T.S. stammt ursprünglich von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Biologen haben dort zusammen mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz einen so genannten „Ameisenkoffer“ entwickelt. Darin finden sich alle Utensilien für die Haltung der Ameisen, die Experimente und entsprechendes Begleitmaterial. „Der Experimentier-Koffer ermöglicht Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen Einblicke in die naturwissenschaftliche Forschung“, sagt Prof. Dr. Klaudia Witte, Initiatorin der Veranstaltung an der Universität Siegen. „Das vorhandene Grundinteresse an lebenden Tieren wird genutzt, um ein effektives und lebensnahes Lernen zu ermöglichen.“ Die Ameisenkolonien konnten nach der etwa zweistündigen Veranstaltung wieder in Eicheln umziehen und wurden unversehrt in die Natur entlassen. Die SchülerInnen wurden mit einer Urkunde als „Ameisenforscher“ ausgezeichnet. Die erfolgreiche Veranstaltung wird an der Uni Siegen regelmäßig für Schulen aus der Region angeboten.
Kontakt:
Prof. Dr. Klaudia Witte (Institut für Biologie)
E-Mail: witte@biologie.uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 3297